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Prinzipiell stehen für die Behandlung des Dick- und Mastdarmkrebses drei Möglichkeiten zur Verfügung, wovon die Operation das Verfahren ist, das den Tumor und die Lymphknoten entfernen kann. Ist dies vollständig möglich, so sprechen wir von einem kurativen Eingriff (heilender Eingriff) oder aber von einem palliativen Eingriff (lindernder Eingriff), wenn der Tumor zu weit fortgeschritten ist und nicht mehr vollständig entfernt werden kann.

Chemo- und Strahlentherapie sind bei dieser Krebsform begleitende Behandlungen, die entweder vor oder nach der Operation eingesetzt werden. Dies ist weitgehend abhängig von der Ausdehnung und Lokalisation des Tumors und kann nach Vorliegen aller Untersuchungsbefunde (Staging) festgelegt werden. Die Befunde erlauben dann bereits vor der Operation eine Zuordnung zu einem Stadium, das nach Operation und feingewebliche Untersuchung nochmals genauer bestimmt werden kann und somit Grundlage für ein für jeden Patienten spezifisches Behandlungskonzept wird. Dieses Behandlungskonzept wird in einer Tumorkonferenz, an der alle an der Behandlung beteiligten Ärzte teilnehmen, unter Würdigung aller Untersuchungsergebnisse festgelegt. Grundlage für die Stadienzuordnung ist das sogenannte TNM – System.

 


Operation

Im frühen Stadium des Dick- und Mastdarmkrebses bietet der operative Eingriff optimale Heilungschancen, während im fortgeschrittenen Stadium meist nur eine Linderung der Beschwerden und eine Vermeidung tumorbedingter Komplikationen möglich ist.

Die Operation hat als Ziel die vollständige Entfernung des tumortragenden Darmabschnittes einschließlich der im Abflussgebiet dieses Darmanteils liegenden Lymphknoten. Da die Lymphbahnen und Lymphknoten entlang der Gefäße verlaufen, die den Darm mit Blut versorgen, richtet sich die Länge des zu entfernenden Darmanteils nach dem Ausfall der Durchblutung. Wenn immer möglich, wird der Erhalt des Schließmuskels angestrebt. In ausgewählten Fällen erfolgt für 8 – 12 Wochen die Anlage eines künstlichen Darmausganges (Anus praeter) zur Schonung und sicheren Abheilung der neu geschaffenen Darmverbindung. Dieser künstliche Ausgang wird in einem kleinen Eingriff wieder zurückverlegt. Der belassene Darm wird durch Naht mit der Hand oder aber durch ein Klammernahtgerät wieder vereinigt, wobei das Klammernahtgerät bei tiefem, afternahem Verbindungsniveau zur Anwendung kommt. Die gewebsfreundlichen Klammern des Nahtgerätes bestehen aus Titan und verbleiben im Körper.

Bei bestimmten Formen des Mastdarmkrebses, abhängig von Lokalisation und Ausdehnung des Tumors wird vor der Operation eine Behandlung mit Bestrahlung und Medikamenten (Radiochemotherapie) durchgeführt. In einem festgesetzten Zeitfenster erfolgt im Anschluss an diese Therapie die Operation. Dieses Vorgehen findet vor allem Anwendung bei Tumoren, die im unteren oder mittleren Drittel des Mastdarmes (bis 12 cm Tiefe) gelegen sind. Tumoren im oberen Drittel des Mastdarmes (12 - 16 cm) werden heute zunehmend wie Dickdarmkrebs behandelt und primär operiert. Die Entscheidung hierzu wird wieder von allen beteiligten Ärzten in der Tumorkonferenz festgelegt. 

Nach der Operation wird das entnommene Gewebe von einem Facharzt (Pathologe) untersucht und die Tumorausdehnung genau beschrieben, wobei hier auch zum Grade der Bösartigkeit (Grading), zur Ausbreitung über Lymphbahnen oder Blutgefäße und zum Befall von Lymphknoten Stellung genommen wird. Die Ergebnisse lassen dann die Einordnung zu einem Tumorstadium zu, das zur Beurteilung einer notwendigen Nachbehandlung herangezogen wird. Auch dieser Behandlungsschritt wird wieder in der gemeinsamen Tumorkonferenz festgelegt.  

Dieses Vorgehen gewährt ein auf jeden Patienten und dessen Tumorerkrankung abgestimmtes Behandlungskonzept.

Das Behandlungskonzept soll an dieser Stelle nicht für jede Tumorlokalisation und jedes Tumorstadium aufgeführt werden, da es sich immer an neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert. Zur Zeit erfolgt die Behandlung nach der sogenannten S3–Leitlinie „kolorektales Karzinom“, die Sie auch im Internet finden (http://www.awmf.org).


Strahlentherapie

Die Strahlentherapie in Kombination mit der Chemotherapie wird hauptsächlich bei Tumoren des unteren und mittleren Mastdarmdrittels ab Stadium II durchgeführt. Das Ziel dieser Behandlung vor dem operativen Eingriff ist eine Verkleinerung des Tumors, um damit besonders bei tiefliegenden Tumoren den Erhalt des Schließmuskels zu ermöglichen sowie das Erreichen der zunächst nicht möglichen kompletten Tumorentfernung oder das Absenken der Rezidivrate (Wiederauftreten des Tumors). Wird die Strahlentherapie nach der Operation eingesetzt, so ist das Ziel die Zerstörung eventuell verbliebener Tumorzellen. Die Dauer der Strahlentherapie (Kurzzeitbestrahlung oder konventionelle fraktionierte Bestrahlung) wird heute noch unterschiedlich diskutiert und wiederum in der Tumorkonferenz für jeden Patienten festgelegt. 

Die Strahlenbehandlung selbst wird dann von einem besonders ausgebildeten Arzt (Strahlentherapeut) alleine oder in Zusammenarbeit mit dem Onkologen (Arzt für die medikamentöse Krebstherapie) durchgeführt. Über diese Behandlung und deren möglichen Nebenwirkungen werden Sie von den behandelnden Ärzten vor Behandlungsbeginn aufgeklärt.


Chemotherapie

Bei der Chemotherapie werden gezielt Medikamente (sogenannte Zytostatika) verabreicht, die die Tumorzellen angreifen und das Zellwachstum beeinflussen, wobei auch gesunde Zellen in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Chemotherapie erfolgt einmal als adjuvante Therapie nach der Operation, als sogenannte neoadjuvante Therapie vor dem geplanten Eingriff und als palliative Therapie zur Verbesserung der Lebensqualität und Verlängerung des Lebens bei fortgeschrittenem Tumorleiden. Die meisten Zytostatika werden über die Vene verabreicht. Um hier den Zugang zum Venensystem zu erleichtern und lokale Komplikationen durch wiederholtes Punktieren der Venen zu vermeiden, hat sich das Einsetzen eines sogenannten Portsystems (siehe Foto) bewährt. Dabei wird eine Kammer mit einer Kunststoffmembran unter der Haut eingepflanzt, die über einen Katheter mit dem Venensystem verbunden ist. Zur Gabe des Medikamentes wird jetzt nur noch diese Kammer mit der Nadel punktiert.

 

Neuere Substanzen sind auch in Tablettenform erhältlich. Oft kann eine Chemotherapie ambulant durchgeführt werden.

 

Bei der Vielzahl der Medikamente und der verschiedenen Wirkungsweisen erfolgt auch hier die Festlegung der Behandlung in der gemeinsamen Tumorkonferenz.