Über uns
Parkinson-Komplexbehandlung im St. Vincenz-Krankenhaus
Die Parkinson-Krankheit ist die zweithäufigste degenerative Erkrankung des Zentralnervensystems, die die Lebensqualität der Betroffenen deutlich beeinträchtigen kann. Nicht jeder Patient muss alle typischen Symptome zeigen – die Krankheit verläuft individuell sehr unterschiedlich. Als einzige Klinik im Raum Paderborn bieten wir die Parkinson-Komplexbehandlung an, die auf die Bedürfnisse von Patienten mit Morbus Parkinson oder atypischen Parkinson Syndrom ausgerichtet ist.
Was versteht man unter einer Parkinson-Komplexbehandlung?
Bei einer Parkinson-Komplexbehandlung handelt es sich um eine mindestens zweiwöchige stationäre Behandlung mit einer engmaschigen Behandlung durch ein multiprofessionelles Team. Gemeinsam mit Ärzten, Psychologen, Pflegefachkräften, Therapeuten und dem Sozialdienst werden individuelle Konzepte und Behandlungsschwerpunkte für den Patienten erarbeitet. Ziel ist es eine optimale medikamentöse Einstellung der Patienten zu gewährleisten und durch intensive therapeutische Maßnahmen die Selbstständigkeit im Alltag der Patienten zu erhöhen und die Lebensqualität zu verbessern bzw. zu erhalten. Durch die stationäre Behandlung und die täglichen fachärztlichen Visiten können alle Fachdisziplinen in einem kleinen Kreis nah am Patienten zusammenarbeiten und schnell auf Veränderungen und Nebenwirkungen reagieren.
Im Mittelpunkt dieser Behandlungsform steht, neben der medikamentösen Therapie die physiotherapeutische, ergotherapeutische und logopädische Behandlung zur Verbesserung der motorischen und nicht motorischen Beschwerden der Patienten. Pro Woche werden die Patienten mindestens 7,5 Stunden in den Bereichen Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie behandelt. Das Behandler-Team bespricht wöchentlich die Behandlungsziele, bisherige Behandlungsergebnisse sowie notwendige Anpassungen der Therapie.
Gangunsicherheit und Schwierigkeiten beim Aufstehen sind Kardinalsymptome der Parkinson-Erkrankung. Der Gang wird kleinschrittig, Aufstehen vom Stuhl oder aus dem Bett sind erschwert, die Sturzgefahr ist deutlich erhöht. Dies führt unweigerlich dazu, dass die Bewegungsangst bei den Patienten wächst, was langfristig zur Verstärkung vom beim Patienten an sich schon bestehenden Koordinations- und Gleichgewichtsproblemen führt. Die Patienten befinden sich in einem motorischen Teufelskreis. Die Aufgabe der Physiotherapie ist es, dem Patienten durch gezieltes Training der Körperwahrnehmung, funktioneller Kräftigung der Muskulatur und Förderung der Körperstabilität (z.B. LSVT-BIG), wieder Sicherheit beim Bewegen und Gehen zu vermitteln. Zudem soll dem Patienten durch gezielte Übungen und Sturzprophylaxe wieder eine Bewegungszuversicht vermittelt werden, die langfristige Schäden, wie Steifigkeit und Muskelabbau vorbeugt bzw. diese verbessert.
Physikalische Therapie:
Die physikalische Therapie behandelt überwiegend Folgeprobleme, die der Patient neben seiner Parkinson-Erkrankung mitbringt, wie z.B. Rücken- und Gelenkprobleme, sensomotorische Beeinträchtigungen oder muskuläre Dysbalancen, und unterstützt somit maßgeblich den Rehabilitationserfolg. Neben detonisierenden oder thermischen Anwendungen kommt hier auch das Galileo zum Einsatz, dass nachweislich einen guten Effekt auf die Körperstatik und Gleichgewichtsfunktion hat.
Im Verlauf der Parkinson Erkrankung kommt es bei einem Großteil der Erkrankten zu sprachlichen Defiziten. Häufig ist eine von Stimm- und Sprechstörungen festzustellen durch die die Patienten im Alltag und in der Kommunikation deutlich eingeschränkt sind. Symptomorientierte und engmaschige Therapien (z.B. mittels LSVT-LOUD) fördern die sprachlichen Fähigkeiten und bieten ein gutes Eigentraining für die Patienten.
Die neurogene Dysphagie (Schluckstörung) ist bei allen Parkinson-Syndromen ein wesentlicher Risikofaktor für die Entwicklung einer Aspirationspneumonie (Lungenentzündung). Darüber hinaus können Dysphagien zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität sowie zu unzureichender Medikamentenwirkung führen. Um dies frühzeitig zu erkennen arbeiten wir mit der FEES Diagnostik. Es handelt sich um ein bildgebendes Verfahren mittels Endoskop von zertifizierten Logopäden und Neurologen. Folglich lässt sich eine Aussage über die angebrachte Kostform und Therapie stellen, um den Patienten bestmöglich zu behandeln.
Die ergotherapeutische Behandlung beruht auf medizinischer, sozialwissenschaftlicher und handlungsorientierter Grundlage. Hauptziel der Ergotherapie ist es, Menschen zu helfen ihren Alltag selbstständig zu managen und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Beim Parkinson leiden die Patienten nicht nur an motorischen, sondern auch an kognitiven Defiziten, die ihnen ein selbstbestimmtes Leben erschweren. Neben dem gezielten Training von Alltagshandlungen (ADL’s), wird auch die Feinmotorik und Kraft-Ausdauer trainiert, sowie mit Gedächtnis- und Orientierungsübungen, die Selbstständigkeit für ein "normales" Leben gefördert. Die Erprobung und Anpassung unterschiedlicher Hilfsmittel, wie Anziehhilfen, Griffverdickungen o.ä. wird individuell beraten. Bei Bedarf werden Angehörige mit einbezogen und in der Anwendung geschult.
Fortgeschrittene Parkinson-Erkrankung
Bei fortgeschrittenen Parkinson-Erkrankungen bieten wir darüber hinaus die Eskalationstherapie an. Entweder die Versorgung mit einer Duodopa-Pumpe oder einer Apomorphin Pumpe. Durch solch eine Pumpentherapie kann erreicht werden, dass ein Medikament am Zielort, dem Gehirn, kontinuierlich wirkt. Für die tiefe Hirnstimulation besteht eine Kooperation mit hochspezialisierten neurochirurgischen Zentren.