Ein Schlaganfall trifft die meisten Menschen völlig unerwartet, reißt sie aus ihrem gewohnten Leben heraus und ist verbunden mit einem längeren Krankenhausaufenthalt. Erschwerend kommt hinzu, dass ein Schlaganfall viele weitere Erkrankungen mit sich ziehen kann. Prof. Dr. Thomas Postert, Chefarzt der Klinik für Neurologie des St. Vincenz-Krankenhauses, erklärt: „In der Akutphase des Schlaganfalls treten häufig sogenannte Vigilanzminderungen auf, die einige Tage anhalten können. Darunter versteht man eine Bewusstseinsstörung, die sich durch reduzierte Wachheit, verminderte Aufmerksamkeit und eine geringe Reaktionsbereitschaft äußert. Diese Situationen können für die Betroffenen zurückblickend beängstigend sein, da die Erinnerungen zeitweise sehr verzerrt sind.“ Ein Tagebuch kann diesen Patienten dabei helfen, diese Erinnerungen neu zu sortieren: Im Tagebuch finden sich Einträge des Stations-Teams über die Behandlungsfortschritte, Fotos und Erklärungen der notwendigen medizinischen Geräte, Gedanken der Angehörigen oder des Patienten selbst wieder. „Die ersten Behandlungen werden von den Betroffenen als sehr belastend und stressig empfunden. Durch objektive Beschreibungen können sie rückblickend das Erlebte besser einordnen. Es ist enorm wichtig, seine Erkrankung zu verstehen, um wieder nach vorn zu blicken“, erklärt Johanna Bensick, Pflegerische Leitung der Stroke Unit. Besonders schön sei es für die Patienten, wenn Angehörige ebenfalls Einträge verfassen. „Es scheint eine große Hilfe zu sein, Gedanken und Gefühle niederzuschreiben. Denn oft fühlen sich die Angehörigen selbst hilflos und möchten gerne ihrem geliebten Menschen etwas Gutes tun.“ Die Erinnerungsstützen in Form des Tagesbuchs haben sich in den St. Vincenz-Kliniken bereits bewährt. Auch auf der Intensivstation und auf der Frühgeborenen-Intensivstation wird das kleine Büchlein dankend angenommen. „Die Tagebücher zeigen den Patienten, dass sie in einer Ausnahmesituation nicht alleine waren und alle Beteiligten mit ihnen mitgefühlt haben – auch in einer Zeit, als sie sich nicht verbal äußern konnten“, sind sich die Pflege-Teams einig.
Bildunterzeile:
von links: Pascal Noé (Oberarzt der Klinik für Neurologie), Johanna Bensick (Pflegerische Leitung Stroke Unit), Denise Walter (Schichtleitung Stroke Unit), Prof. Dr. Thomas Postert (Chefarzt der Klinik für Neurologie). Foto: St Vincenz-Krankenhaus/Hoppe