„Eine Sepsis ist eine besonders heftige Reaktion auf eine bakterielle Infektion, bei der der Organismus körpereigenes Gewebe oder Organe angreift. Wird sie nicht frühzeitig erkannt, sind ein septischer Schock, Multiorganversagen und im äußersten Fall der Tod die Folge“, mahnt Prof. Dr. Andreas Götte, Chefarzt der Medizinischen Klinik II des St. Vincenz-Krankenhauses. Umso wichtiger sei es, dass entsprechende Symptome so früh wie möglich erkannt und sofort behandelt werden. In den letzten Jahren sei die Rate dramatisch angestiegen. „Gründe sind die alternde Bevölkerung, schwere Grunderkrankungen und die Entwicklung von aggressiven Keimen“, so der Intensivmediziner Götte. Er ist bereits seit vielen Jahren aktiv in der Sektion Infektologie/Immunologie der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin bin tätig. Diese Sektion beschäftigt sich mit der Therapie der Sepsis.
Im vergangenen Jahr habe es im St. Vincenz-Krankenhaus jedoch rund 30 Prozent weniger Sepsis-Fälle gegeben als noch im Jahr 2019. „Ähnliche Effekte wurden bei Herzinfarkten und Schlaganfällen beobachtet. Hieraus ist am ehesten zu schließen, dass viele Patienten trotz schwerer Erkrankung vermutlich wegen der Pandemielage nicht in ärztlicher Behandlung waren. Für Herzinfarkte wissen wir aber leider, dass die Sterblichkeit gerade in Zeiten des Lockdowns deutlich zugenommen haben. Dies ist wahrscheinlich auch bei der Sepsis der Fall.“
Um eine Sepsis während des Krankenhausaufenthalts zu identifizieren, werden gefährdete Patienten im St. Vincenz-Krankenhaus engmaschig überwacht. „Wir schöpfen alle gegebenen Behandlungsmöglichkeiten aus und verfügen über alle notwendigen hochmodernen intensivmedizinischen Behandlungsmethoden“, betont Götte. Insbesondere eine leitliniengerechte und zielgerichtete Antibiotika-Therapie muss rund um die Uhr gewährleistet sein. Hierzu gibt es im St. Vincenz-Krankenhaus ein spezielles Team, in dem Apotheker, Mikrobiologen und Intensivmediziner gemeinsam eine wirksame Antibiotikatherapie besprechen.
Sepsisverdacht bestehe dann, wenn bei einer eitrigen, bakteriellen Entzündung an einem Organ, hohes Fieber zusammen mit Kreislaufschwäche, Schwindel, Schüttelfrost und schwersten Krankheitsgefühl auftritt. „Der Organismus ist dann nicht in der Lage, die Ausbreitung eines eingedrungenen Bakteriums, Parasiten oder Pilzes über die Blutbahn zu verhindern. Als auslösende Ursache kommen Lungenentzündungen, Harnwegsinfektionen, Abzesse, Knocheninfektionen, Entzündungen der Herzklappen und viele andere Ausgangsherde aus allen Bereichen der Medizin in Betracht. Eine Sepsis zu erkennen ist nicht einfach, da die ersten Anzeichen einer schweren Grippe ähneln“, erklärt Götte. Im Endstadium kommt es häufig zu schwersten Durchblutungsstörungen und Blutgerinnsel-Bildung in den Gefäßen, so dass Organe, aber auch ganze Extremitäten, nicht mehr durchblutet werden und somit das Gewebe abstirbt.