„Wir nehmen mit diesem Schritt die Chance einer umfassenden und gesetzlich geschützten Neuausrichtung wahr“, erklärt Geschäftsführer Jürgen Thau. „Die Chance eines Eigenverwaltungsverfahrens erhalten nur Unternehmen, die nachweisen können, dass eine nachhaltige Restrukturierung möglich ist und rechtzeitig beantragt wird“, betont er. Gemeinsam mit Sr. Bernadette M. Putz wird er an der Spitze der St. Vincenz-Kliniken bleiben, um das Unternehmen durch die Krise zu führen. Gestärkt wird die Geschäftsführung bereits seit Anfang Juli 2023 durch die Generalbevollmächtigten Dr. Christoph Niering und André Dobiey von der Kanzlei „Niering Stock Tömp“ (NST). Die beiden Fachanwälte für Insolvenz- und Sanierungsrecht haben in den vergangenen Jahren bereits eine Reihe von Krankenhausträgern erfolgreich durch Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung begleitet.
Gehälter sicher | Patientenversorgung geht uneingeschränkt weiter
In enger Abstimmung mit Gläubigern, Aufsichtsrat und Mitarbeitervertretung wird in den kommenden Wochen ein Restrukturierungskonzept erarbeitet. „Die St. Vincenz-Kliniken sind für die Patientenversorgung in Paderborn und Umgebung unverzichtbar – heute und in Zukunft“, ist der Generalbevollmächtigte Dr. Niering überzeugt. Die Chancen einer erfolgreichen Restrukturierung seien gut: „In den vergangenen Wochen wurden bereits viele zielführende Verbesserungsmaßnahmen entwickelt. Diese – und weitere – müssen nun zeitnah und mit hoher Dynamik umgesetzt werden. Die Mitarbeiterschaft zeigt sich dafür hoch motiviert.“ Sein Kollege Dobiey ergänzt: „Ziel ist es, das Unternehmen mit seinen Kliniken zu sanieren und spätestens im Laufe der ersten Jahreshälfte 2024 über ein sogenanntes Planverfahren vollständig zu sanieren.“
Um die Geschäftsführung bei der Neuausrichtung zu unterstützen, hat der Aufsichtsrat ein Team erfahrener Krankenhaussanierer rund um Christian Eckert, Geschäftsführer der WMC Healthcare GmbH, engagiert. Diese haben bereits mit der Analyse von Verbesserungspotenzialen und ersten Umsetzungsmaßnahmen begonnen, um die St. Vincenz-Kliniken auf dem Weg zur Neuausrichtung schnellstmöglich zum Erfolg zu führen.
Die Mitarbeitenden wurden über den Schritt bereits im Rahmen ausführlicher Informationsveranstaltungen an den Standorten in Paderborn und Salzkotten informiert. „Bei aller Betroffenheit herrschte große Erleichterung darüber, dass alle Gehälter über das Insolvenzgeld gesichert sind“, erklärt Andreas Vogt, Vorsitzender der Mitarbeitervertretung. Auch die Versorgung der Patienten sowie der Ausbildungsbetrieb gehen uneingeschränkt weiter.
Für den anstehenden Prozess fühle man sich der christlich geprägten Grundausrichtung des Krankenhauses nach dem Vorbild des hl. Vincenz von Paul unbedingt verpflichtet, betonen alle Verantwortlichen gemeinsam. „Der jetzt eingeschlagene Weg ist in erster Linie ein Gesundungsprozess und damit eine einmalige Chance, um Projekte umzusetzen und Strukturen zu etablieren, für die wir ohne den Schutz des Insolvenzverfahrens nicht genügend Zeit und Mittel bekommen hätten“, erklärt Thau. „Die St. Vincenz-Kliniken sind ein leistungsfähiges Krankenhaus, in dem großartige Menschen arbeiten. Gemeinsam haben wir die Kraft, die nötigen Veränderungen umzusetzen“, zeigt sich auch Andreas Vogt überzeugt.
Die St. Vincenz-Krankenhaus GmbH
Über 3.000 Mitarbeitende arbeiten in der St. Vincenz-Krankenhaus GmbH Paderborn. Zu dem Gesundheitsunternehmen gehört neben den St. Vincenz-Kliniken mit den drei Standorten St. Vincenz-Krankenhaus Paderborn, St. Louise Frauen- und Kinderklinik und St. Josefs-Krankenhaus Salzkotten, der St. Vincenz-Campus für Gesundheitsfachberufe, Angebote im Bereich „Mobile Pflege“ an den Standorten in Salzkotten und Paderborn sowie zwei Medizinische Versorgungszentren und das B+V-Labor. Die St. Vincenz-Kliniken sind der größte Anbieter von Krankenhausleistungen im Kreis Paderborn. In 18 Fachabteilungen mit insgesamt 800 Betten versorgt das Team jährlich über 41.000 Patienten stationär. Die Geburtshilfe ist mit rund 3.700 Geburten die Größte in NRW und unter den Top 10 bundesweit. In der zukünftigen Krankenhausplanung sind die St. Vincenz-Kliniken voll umfänglich berücksichtigt.