Möglich war die Anschaffung durch eine großzügige Spende von Dr. Wolfgang Dick, Kinderarzt und in den 1980er Jahren Chefarzt an der Kinderklinik des St. Vincenz-Krankenhauses. „Wir haben uns für unsere Kinderschutzgruppe schon lange eine solche Simulations-Puppe gewünscht“, freut sich Chefarzt PD Dr. med. Friedrich Ebinger (Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, St. Louise). „Toll, dass wir diese durch die Hilfe von Dr. Dick nun anschaffen konnten.“
Ein Schütteltrauma bedeutet lebenslanges Leid für die betroffenen Kinder – wenn sie die Misshandlung überhaupt überleben: Denn 10 bis 30 Prozent der geschüttelten Kinder sterben. Rund zwei Drittel erleiden verzögerte bzw. chronische Schäden wie Seh- und Sprachstörungen, Lern- und Entwicklungsverzögerungen, Krampfanfälle oder schwerste bleibende körperliche und geistige Behinderungen. Nur schätzungsweise 10 bis 20 Prozent der Säuglinge überleben ein diagnostiziertes Schütteltrauma ohne bleibende Beeinträchtigungen.
„Aufklärungsarbeit bei Eltern, Großeltern und allen, die Babys und Kleinkinder betreuen, ist hier unendlich wichtig. Dafür ist die neue Puppe eine wertvolle Bereicherung. Denn ihr transparenter Kopf stellt dar, wie die schweren Gehirnschädigungen durch das Schütteln entstehen können“, erklärt Ingrid Rasche, Familientherapeutin und Mitglied der Kinderschutzgruppe. Denn wird der Simulator geschüttelt, leuchten Regionen des Gehirns auf und demonstrieren, wo die Verletzungen entstehen können. „Diese plastische Darstellung ist in der Aufklärungsarbeit wirklich wertvoll“, bekräftigt Oberarzt Dr. Frank Dohle, ebenfalls Mitglied der Kinderschutzgruppe.
„Es war mir eine große Freude, dem Team der Kinderklinik diesen wichtigen Wunsch zu erfüllen“, betont Dr. Wolfgang Dick. „Als Kinderarzt weiß ich, wie wichtig die Präventionsarbeit zu diesem Thema ist.“ Denn häufig resultiere ein Schütteltrauma aus Überforderung der Eltern heraus. „Aufklärungsarbeit kann hier viel bewirken. Mithilfe der Simulationspuppe sehen die Eltern, was alles passieren kann. Eine mehr als sinnvolle Investition“, resümiert er. Die etwa 1.000 Euro teure Puppe, habe er der Klinik daher von Herzen gern ‚spendiert‘. „Einmal Vincentiner, immer Vincentiner“, beschreibt er die Motivation für seine Spende an die Kinderklinik. „Ich habe mich dem St. Vincenz-Krankenhaus und besonders der Kinderklinik immer sehr verbunden gefühlt“, betont er.
Wichtige Tipps und Hilfe für Eltern:
Ein schreiender Säugling geht an die Nerven. Damit bei allem Stress richtig umzugehen ist lebenswichtig. „Hinlegen, weggehen, durchatmen, Hilfe holen“, lautet die Faustformel. Denn schon nach 5 bis 10 Sekunden heftigem Schütteln können schwerste Hirnschäden und sogar der Tod des Kleinkindes eintreten.
Warum ist das Schütteln so gefährlich? Babys und Kleinkinder können ihren Kopf nicht halten, wenn ihr Körper heftig und abrupt vor- und zurückbewegt wird – wie beim Schütteln des Körpers. Der Kopf macht dabei weite Nick- und Streckbewegungen, das Hirn wird extrem beschleunigt und gebremst. Dabei reißen Venen von der Knochenschale ab, Blutungen sind die Folge. Es treten Netzhautblutungen auf, die schwerste Sehstörungen und ein Erblinden zur Folge haben können. Auch Nervengewebe reißt ab. Teile des Gehirns lösen sich auf, Narbengewebe bleibt zurück.
Häufig ist das Schütteln eine Folge von Überforderung. Eltern, die sich mit ihren Babys überfordert fühlen, finden in der Kinderklinik St. Louise Hilfe.
Kontakt: 05251/86-4215 (24 Stunden besetzt) oder E-Mail: kinderschutzteam(at)vincenz.de
Schrei-Ambulanz (Mo.-Fr. 8-16 Uhr) im SPZ: Telefon 05251/86-4270
Bildunterzeile:
Setzen sich gemeinsam für die Aufklärung rund um das Thema „Schütteltrauma“ ein: Dr. Wolfgang Dick, der die Anschaffung der Simulations-Puppe durch eine Spende ermöglichte, Chefarzt PD Dr. med. Friedrich Ebinger mit Puppe sowie Ingrid Rasche (Familientherapeutin) und Oberarzt Dr. Frank Dohle (beide Mitglieder der Kinderschutzgruppe der Kinderklinik St. Louise).
Fotos: St. Vincenz-Krankenhaus/Kronsbein