„Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich die 112 gewählt habe“, berichtet die Patientin. „Ich glaube es ist ein richtiges Weihnachtswunder gewesen, dass ich noch lebe.“ Zwölf Blutgerinnsel mussten aus ihrer Lunge entfernt werden – sie waren rund fünf Zentimeter lang. „Der Eingriff hat der Patientin sicher das Leben gerettet, denn bisher gibt es kein Verfahren, das neben den Medikamenten Gerinnsel aus der Lunge entfernen kann“, erklärt Oberarzt Dr. Volker Rickert. „Für den Einsatz solch wichtiger neuer Methoden stehen wir auch mit vielen Kollegen in der Nacht bereit, um Leben zu retten.“
Mit dem neuen Verfahren des „FlowTrievers“ können die Mediziner einen großen Zugang über die Leistenvenen legen und durch einen speziellen Katheter mittels eines Drahtgeflechtes lebensbedrohliche Blutgerinnsel entfernen. In den USA ist der „FlowTriever“ bereits verbreitet und ist ein echter Zugewinn für die Patienten. „Durch das Absaugen der Blutgerinnsel konnte der Gesundheitszustand der Patientin stabilisiert werden, nachdem sie bereits im Kreislaufschock auf der Intensivstation beatmet wurde“, erklärt Prof. Dr. Andreas Götte, Chefarzt der Medizinischen Klinik II. „Bislang kam in den meisten Fällen die Lyse-Therapie zum Einsatz. Hierbei lösen Medikamente das Blutgerinnsel auf. Allerdings können diese das Überleben der Schwerstkranken nicht immer garantieren. Auch bei der Patientin zeigten die Medikamente keinerlei Wirkung.“
Das Team der Kardiologie arbeitet bereits mit verschiedenen hochkomplexen Herzkathetersystemen in Gefäßen oder Herzkammern, repariert sogar Herzklappen. Der „FlowTriever“ sei in der Handhabung sehr unkompliziert. „Dabei hilft uns auch eine dreidimensionale Darstellung des Blutgerinnsels in der Lungenstrombahn. Hierzu haben wir die Computertomographie mit einem Softwareprogramm aus der Elektrophysiologie gekoppelt, sodass wir schon vor der Prozedur die Blutgerinnsel in der Lungenarterie lokalisieren können“, erklärt Oberarzt Dr. Matthias Hammwöhner.
Die Patientin ist gerade dabei, sich von dem Schock ihrer plötzlichen Erkrankung zu erholen. „Ich bin wirklich sehr stolz auf meine Ärzte und Pflegekräfte, die mit mir gemeinsam im Herzkatheterlabor und auf der Intensivstation das Leben der Patientin durch Einsatz des neuen Verfahrens retten konnten“, resümiert Chefarzt Götte.
Akute Lungenembolie
Eine akute Lungenarterienembolie ist ein Krankheitsbild mit einer hohen Sterblichkeitsrate. Bei einer Lungenembolie verschließt ein Blutgerinnsel, welches sich zumeist aus den Beinen gelöst hat, die Lungenarterien. Es muss sofort gehandelt werden. Die ersten Symptome sind häufig plötzlich einsetzende Luftnot, Herzrasen, Schwindel und Brustschmerzen bis hin zum Kreislaufstillstand.
Bildunterzeile von links:
Dr. Matthias Hammwöhner (Oberarzt), Dr. Volker Rickert (Oberarzt), Prof. Dr. Andreas Götte (Chefarzt der Medizinischen Klinik II), die Patientin, Violaine Mills (Gesundheits- und Krankenpflegerin), Martin Volmer (Pflegerische Leitung) und Konstantinos Karaseridis (Oberarzt). Foto: St. Vincenz-Kliniken/Hoppe