„Durch die Teilnahme an Studien erhalten Patientinnen und Patienten neue, vielversprechende Behandlungen oder Medikamente, die zwar noch nicht zugelassen sind, sich aber bereits in Studien in Bezug auf Nebenwirkungen und Wirksamkeit bewährt haben und nun für die Zulassungsverfahren weiter untersucht werden. Zudem werden sie streng nach Vorschriften engmaschig betreut und überwacht. Auch Nebenwirkungen werden besonders intensiv erfragt“, erklärt Prof. Michael Patrick Lux, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. Er ist ein gefragter Experte in der Krebsforschung. Mit seinem Amtsantritt vor fünf Jahren holte er viele internationale Studien nach Paderborn. Als Anforderung an die zertifizierten Zentren der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. wird eine Studienquote von mindestens 5 Prozent gefordert wird, in der Frauenklinik sind es sogar 40 Prozent. „Das Angebot von klinischen Studien war von Anfang an einer meiner Schwerpunkte und Fokus bei der Weiterentwicklung der Klinik. Wir haben die gleichen Angebote, wie z.B. auch die großen Krebszentren in den USA.“
Letztendlich sei es nicht nur wichtig, Forschung und Wissenschaft durchzuführen, sondern auch darüber zu sprechen und sich weltweit zu vernetzen. Die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe konnte im Jahr 2023 34 Arbeiten publizieren und auf Kongressen vorstellen. Nicht-universitäre Kliniken haben in der Regel keine Publikationen. „Ich bin stolz auf unsere Strukturen und auf das Team, mit dem wir so viel für unsere Patientinnen und Patienten erreichen.“
Forschungsprojekt ausgezeichnet
Eine Publikation aus dem letzten Jahr stach besonders hervor und bekam bereits eine wissenschaftliche Auszeichnung. Lux untersuchte inwieweit durch spezielle Genexpressionstests bei Patientinnen mit Brustkrebs unnötige Chemotherapie vermieden werden können und welche Auswirkungen die Tests auf die Versorgungssituation in Deutschland haben. „Bei speziellen Arten des Brustkrebses ist es oft eine Herausforderung zu entscheiden, ob eine Chemotherapie sinnvoll ist oder nicht. Durch einen Genexpressionstest können wir zusätzlich die Gene im Tumor untersuchen, den Krebs näher charakterisieren und die Effektivität einer Chemotherapie vorhersagen. Doch in Deutschland wird dieser Test nur bei bestimmten Befunden, wie z.B. bei unauffälligen Lymphknoten, bezahlt“, so Lux.
Der Gemeinsame Bundesausschuss möchte dieses Jahr über die Erweiterung der Kostenerstattung entscheiden. Eine Kosten-Nutzen-Analyse des Brustzentrums mit weiteren Kooperationspartnern soll dabei eine zusätzliche Unterstützung sein: Für die Krebspatientinnen bedeutet eine „Chemo“ eine langwierige und anstrengende Behandlung. Wenn diese mit nachweislicher Sicherheit vermieden werden kann, ist das ein Segen für die Betroffenen. Das trifft auch auf die Wirtschaftlichkeit zu: Durch die Genexpressionstest reduzieren sich die Kosten pro Patientin mit 1-3 positiven Lymphknoten um mehr als 4.000 Euro. „Wir hoffen, dass wir mit dieser Publikation den Entscheidungsprozess vorantreiben und sich die Finanzierung klärt. Natürlich bleiben wir in Bezug auf Studien und weiteren Forschungsprojekten stetig am Ball, um sowohl für die Region Paderborn als auch überregional die besten Therapien für unsere Patientinnen und Patienten anbieten zu können.“
Hintergrundinfo:
Das zertifizierte Kooperative Brustzentrum Paderborn und das zertifizierte Gynäkologische Krebszentrum der St. Vincenz-Kliniken versorgen Frauen und Männer mit einer Brustkrebserkrankung und Frauen mit einer gynäkologischen Krebserkrankung interdisziplinär und auf höchstem Niveau. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 700 Patientinnen und Patienten mit einer neuen Krebserkrankung betreut. Damit gehören diese beiden Zentren zu den größten in ganz Deutschland.