In seinem Fachvortrag stellte PD Dr. Hubert Scheuerlein, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie des St. Vincenz Krankenhauses, die Potenziale adipositaschirurgischer Therapieverfahren dar. „Ausreichende Bewegung ist neben einer Ernährungs- und Verhaltensanpassung einer der Grundpfeiler für eine gelingende Adipositastherapie. Eine Adipositas-Operation, wie z. B. eine Magenverkleinerung, kann ein guter Startschuss für eine erfolgreiche Gewichtsabnahme sein. Ausschlaggebend ist es jedoch, langfristige eine gesunde und aktive Lebensweise zu etablieren. Für Betroffene sollte ein niederschwelliger Zugang zu entsprechenden Bewegungsangeboten gewährleistet sein, wo gemeinsam und frei von Stigmatisierungen Sport getrieben werden kann“, appelliert er.
Manuela Fortmeier, Diätassistentin und Fachkoordinatorin der Adipositaschiurgie des St. Vincenz-Krankenhause, stimmt zu: „Von unseren Patientinnen und Patienten bekommen wir immer wieder zurückgemeldet, welchen Hürden Menschen beim Thema Sport gegenüberstehen, die an Adipositas erkrankt sind: zu geringe Traglasten der Fitnessgeräte, zu enge Umkleidekabinen bis hin zu den kritischen Blicken anderer Trainierender. Leider gibt es im Raum Paderborn noch nicht genügend Angebote, bei denen Betroffene in einem geschützten Raum, unter entsprechend angepassten Rahmenbedingungen, trainieren können. Dem wollen wir entgegenwirken, indem wir Sportvereine, Fitnessstudios und Physiotherapiepraxen mit ins Boot.“
An die Fachvorträge schlossen sich Tipps und praktische Beispiele für eine gelungene Integration von Menschen mit Adipositas in bestehende Bewegungskonzepte an. Als gutes Beispiel geht hier der Sportverein TuRa Elsen voran, der mit der Sportgruppe „Adipositas aktiv“ schon seit Frühjahr 2022 ein entsprechendes Angebot vorhält, das von Betroffenen sehr gut angenommen wird. Die Vorstellung des Kurskonzeptes durch die TuRa Elsen war dann Startschuss für einen interaktiven Austausch zwischen allen Beteiligten. Gemeinsam wurde erkundet, wie sportliche Aktivitäten und Bewegungsangebote besser zugänglich gemacht werden können, um die Hürden, die adipöse Menschen oft erleben, langfristig abzubauen.
Eine Patientin berichtet
Ein emotionaler Höhepunkt der Veranstaltung war der Beitrag einer Patientin, die nach ihrer Schlauchmagen-Operation vor einem Jahr erheblich abgenommen hat und nun über ihre sportlichen Fortschritte und die damit einhergehende Verbesserung der Lebensqualität berichtete. Ihre Geschichte diente als kraftvolle Inspiration für die positiven Veränderungen, die durch angepasste Bewegungsprogramme erreicht werden könnten.
„Get Moving: Adipositas in Bewegung“ war mehr als nur eine Veranstaltung; sie war ein Aufruf zur Veränderung, zur aktiven Teilnahme und zum Abbau stigmatisierender Vorurteile. Die Veranstaltung förderte nicht nur den Wissensaustausch, sondern auch die Vernetzung zwischen den verschiedenen Akteuren im Gesundheits- und Sportbereich, um Bewegungstherapie flächendeckend zugänglich zu machen und so die Gesundheit und Lebensqualität von Menschen mit Adipositas nachhaltig zu verbessern. Gerne können sich Gesundheits- und Sportanbieter für einen weiteren Austausch mit dem KSB in Verbindung setzen. Die „Gesunde Kommune“ ist ein gemeinsames Projekt des Kreises Paderborn, der Techniker Krankenkasse (TK) und des KreisSportBundes Paderborn e.V. (KSB), welches das Ziel verfolgt, die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Menschen hier vor Ort zu erhalten und zu fördern.
Weitere Infos unter: https://www.vincenz.de/adipositas