Lisa Puphal aus Paderborn leidet unter einer Autoimmunerkrankung. Sie ist im siebten Monat schwanger, als sie plötzlich starke Schmerzen im Oberbauch spürte. „Bis dahin hatte ich eine echte Bilderbuchschwangerschaft. Doch plötzlich bekam ich schlecht Luft und merkte, dass etwas nicht stimmte“, so die 29-jährige. Die Ärzte der Frauen- und Kinderklinik St. Louise stellten fest, dass ihre Autoimmunerkrankung in der Schwangerschaft reaktiviert worden war. Um ein weiteres Nierenversagen bei der Mutter zu verhindern, musste schnell reagiert werden: Der kleine Linus wurde frühzeitig in der 30. Schwangerschaftswoche in der Frauen- und Kinderklinik St. Louise auf die Welt geholt. Bei seiner Geburt wog der Kleine nur 1485 Gramm. „Als gelernte Kinderkrankenschwester war mir bewusst, was alles passieren könnte. Die Zeit danach war für mich Kräfte zehrend“, blickt die junge Mutter zurück. Denn auch für Mama Lisa setze sich die Zeit im Krankenhaus fort – sie wurde in die Medizinische Klinik III des St. Vincenz Krankenhauses verlegt. „Frau Puphal hatte mehr als 20 Liter Wasser in ihrem Körper. Da zu diesem Zeitpunkt die Medikamente nicht mehr wirkten, mussten wir ihr das Wasser mit einer Dialysemaschine entziehen. Die Reaktivierung der Autoimmunerkrankung schädigte die Niere, die roten Blutkörperchen und die Blutplättchen. Eine äußerst gefährliche Situation, sodass wir Plasmaaustausch-Therapien durchführten, um die Nierenfunktion zu stabilisieren. Wir konnten die durch die Schwangerschaft ausgelösten Prozesse bremsen“, erklärt PD Dr. Alexander Weidemann, Chefarzt der Medizinischen Klinik III. „Ich verbrachte fünf Wochen lang in der Klinik für Nephrologie und pendelte nach meiner Stabilisierung jeden Tag zu Linus zur Kinderintensivstation. Wir sind so dankbar, dass unser Sohn gesund ist. Nach fünf Wochen konnten wir ihn endlich mit nach Hause nehmen.“ Und auch für die Mama gibt es inzwischen gute Nachrichten. „Frau Puphals Nierenfunktion hat sich mittlerweile deutlich gebessert. Statt des Plasmaaustausches ist nun alle zwei Wochen eine Infusion mit einem speziellen Medikament nötig“, so Weidemann.
Das Team der St. Vincenz-Nephrologie führt selbst hochspezialisierte Nierenersatzverfahren und Plasmatherapien durch – jährlich über 6000 Mal. Viele Betroffene sind während ihres Krankenhausaufenthaltes auf eine Dialysetherapie – die „Blutwäsche“ – zur Entgiftung angewiesen. Auch ambulante Patienten mit zusätzlichen schweren Begleiterkrankungen und Komplikationen werden in der St. Vincenz-Dialyseabteilung sicher versorgt. „Ein Nierenversagen kann grundsätzlich jeden treffen. Wir möchten dafür sensibilisieren, dass bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung die Schwere der Erkrankung gemindert werden kann. Sehr häufig gehen langfristige Nierenschäden von den Volksleiden Bluthochdruck und Zuckerkrankheit aus. In Deutschland sind über 80.000 Menschen auf eine Dialyse-Therapie angewiesen. Das bedeutet für die Mehrzahl von ihnen, dass sie sich dreimal in der Woche für mindestens vier Stunden in einem Dialysezentrum der Behandlung unterziehen müssen. Mehr als 7000 Menschen warten auf die Transplantation eines Nierenorgans“, erklärt Weidemann. Zwar werden im St. Vincenz-Krankenhaus keine Transplantationen durchgeführt, allerdings liegt Weidemann als ehemaliger Leiter des Transplantationszentrums Köln-Merheim dieses Thema am Herzen. Er arbeitet eng mit den Transplantationszentren zusammen, um die Vorbereitungen für eine Transplantation und die Nachsorge für die Betroffenen in der Region weiter zu verbessern.