„Der Grund für Herzrhythmusstörungen sind fehlerhafte Impulse, die das Herz aus dem Takt bringen. Durch eine sogenannte Katheterablation werden die Herzmuskelregionen, die für die Störungen verantwortlich sind, mit Hochfrequenzstrom verödet“, erklärt Prof. Dr. Andreas Götte, Chefarzt der Medizinischen Klinik II des St. Vincenz-Krankenhauses. Hierbei kommt die neue Diamantentechnik zum Einsatz. „Industriediamanten haben eine bessere Leitfähigkeit als Gold oder Platin, die bisher in den Kathetern verwendet werden. Die neue Methode ist besonders effizient, da die Temperatur der Katheterspitze − ein langer dünner Schlauch − erstmals exakt steuerbar ist. Eine Software berechnet vollautomatisch die zum Erreichen einer nachhaltigen Verödung notwendige Energie. Bei herkömmlichen Ablationsmethoden war dies nicht möglich. „Die Ablation läuft nicht nur zügiger ab, sondern auch genauer. Denn die Temperatur wird mit Hilfe von sechs winzigen Temperatursensoren 50 Mal pro Sekunde gemessen“, so Götte.
Das Kardiologie-Team behandelte bisher schon mehrere Patienten mit der Diamanten-Technologie. Eine Ablation von Vorhofflattern konnte durch vier Energieabgaben über jeweils 15 Sekunden behandelt werden. Die Vorhofflimmer-Ablation dauerte mit dieser Technik lediglich 75 Minuten, wohingegen eine konventionelle Ablation ca. 6 Stunden dauert. „Alle Patienten sind wohl auf und konnte inzwischen schon wieder nach Hause.“
Prof. Götte erwartet, dass die neue Technologie die Qualität der Behandlung vieler Patienten mit Vorhofflimmern weiter verbessern wird: „Etwa 10 bis 15 Prozent der Patienten mit Vorhofflimmern mussten sich bisher einem zweiten oder dritten Eingriff unterziehen. Wenn wir diese Rückfallquote in Zukunft deutlich senken könnten, wäre das ein großer Schritt nach vorn.“ Vorhofflimmern ist die häufigste signifikante Herzrhythmusstörung. Allein in Deutschland leiden rund zwei Millionen Menschen daran. Bei der Mehrzahl der Betroffenen äußert sich die Krankheit als Herzrasen, das durch schnelle und ungeordnete Bewegungen der Herzwände infolge fehlerhafter elektrischer Erregung des Herzens verursacht wird. Hinzu kommen unspezifische Beschwerden wie unzureichende Belastbarkeit, Müdigkeit oder Schlafstörungen. Obwohl Vorhofflimmern im Allgemeinen nicht lebensbedrohlich ist, ist es mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko verbunden.
Bildunterzeile:
Ein Teil des St. Vincenz-Elektrophysiologie-Teams (von links) Volker Spiller (Produktspezialist), Ruth Möller (MTA), Dr. Mattias Hammwöhner (Oberarzt), Dr. Sibylle Brandner (Oberärztin), Dr. Wisnu Pradama Mahardhika (Facharzt), Prof. Dr. Andreas Götte (Chefarzt Medizinische Klinik II), Karin Senge (Gesundheits- und Krankenpflegerin). Foto: St. Vincenz-Kliniken)