„Das Einzugsgebiet unseres Diabeteszentrums geht weit über die Grenzen des Kreises Paderborn hinaus. Jährlich betreuen wir rund 280 Patienten“, erklärt PD Dr. Susanne Thiele-Schmitz, Leiterin des Zentrums Kinderdiabetologie und -endokrinologie. „Glücklicherweise hat die Medizintechnik in der Kinderdiabetologie einen weiten Sprung nach vorne gemacht. Das erleichtert das Leben für die betroffenen Kinder und Jugendlichen enorm. Früher standen das regelmäßige Insulinspritzen und Mahlzeiten ‚nach der Uhr‘ an der Tagesordnung. Heute gelingt es durch moderne Pumpen, die Bauchspeicheldrüse besser ‚nachzuahmen‘.“ Dafür ist jedoch die Therapie deutlich komplexer geworden und erfordert einen sehr viel höheren Schulungsaufwand – sowohl für die Diabetesexperten als auch für die betroffenen Familien.
Neuer Besitzer einer solchen Pumpe ist auch Leon, der mit 6 Jahren die Diagnose Diabetes bekam. Die „Automatische Insulin-Dosierung“ kombiniert eine Insulinpumpe und ein System zur kontinuierlichen Messung des Blutzuckers für eine automatisierte bedarfsgerechte Insulinabgabe. „Eltern haben oft große Sorge vor einer nächtlichen Unterzuckerung. Die Pumpen geben Sicherheit und halten die Blutzuckerwerte im Lot“, erklärt Oberärztin Dr. Daniela Plogmeier. Und auch Leon hat bereits Gefallen an dem kleinen Monitor an seiner Hose gefunden: „Jetzt tun mir die Pikse nicht mehr so weh, weil es nicht mehr so oft gemacht werden muss“, erzählt er. Er hat in seinem jungen Alter bereits mehrere Krankenhausaufenthalte hinter sich. Beim Auftreten des Diabetes sind die Kinder für die Einstellung des Stoffwechsels – und Einweisung in die Technologien bis zu zwölf Tage in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. In den meisten Fällen sind auch die Mutter oder der Vater stationär aufgenommen.
Birgit Figge ist erfahrene Diabetesberaterin und weiß: „Eine frische Diabetesdiagnose ist für die Familien eine echte Ausnahmesituation. Gerade bei kleinen Kindern ist es schwierig, Themen wie Unterzuckerung und Ernährung nachvollziehbar zu erklären. Das erfordert viel Zeit und Einfühlungsvermögen. Treten Probleme auf, wird das Team zusätzlich von Psychologen und Sozialarbeitern unterstützt.“ Um betroffene Kinder und Familien optimal zu begleiten und mit den neuen Systemen richtig umzugehen, bedarf es hochspezialisiertes Personal und Fachwissen. Das findet sich nur in ausgewiesenen Zentren. „Während des Aufenthalts gibt das Diabetes-Team Schulungen, damit die Kinder und die Eltern fit für den Alltag sind. Dabei ist jede Familie anders und hat spezielle Bedürfnisse. Unser großes Ziel ist es, für die Betroffenen eine hohe Lebensqualität zu schaffen bei einer gleichzeitig guten Einstellung des Stoffwechselns“.
Zentrum für Kinderdiabetologie und -endokrinologie St. Louise
Das Diabeteszentrum St. Louise ist seit vielen Jahren von der Deutschen Diabetes Gesellschaft zertifiziert. Es gehört zu den zehn größten Zentren für Kinderdiabetologie und -endokrinologie in Deutschland. Hier gibt es eine Ambulanz, in der Kinder und Jugendliche bis zum 21. Lebensjahr betreut werden. Ein wichtiger Schwerpunkt des Zentrums sind außerdem die sogenannten endokrinologischen Krankheitsbilder. Hierzu gehören alle Erkrankungen, die mit einer Störung der Hormonfunktion einhergehen. Das können beispielsweise Wachstums- und Schilddrüsenstörungen, Pubertätsstörungen oder Übergewicht sein.
Bildunterzeile: PD Dr. Susanne Thiele-Schmitz (Oberärztin), Dr. Daniela Plogmeier (Oberärztin), Leon und seine Mama Alissa, Birgit Figge und Ina Niederhaus (Diabetesberaterinnen).